24/10/2024 0 Kommentare
Gedenkveranstaltung zum 9. November - bereits am 6. November
Gedenkveranstaltung zum 9. November - bereits am 6. November
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Gedenkveranstaltung zum 9. November - bereits am 6. November

Die Shoah fand nie ein Ende
Seit 1993 findet am 9. November in der Quettinger Kirche eine Veranstaltung statt, die an den Völkermord der europäischen Juden erinnert. Die Veranstaltung stellt immer eine Person, einen Text, ein Kunstwerk etc. in den Mittelpunkt, um eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Holocaust und seinen Folgen zu er-möglichen und auf Einzelschicksale aufmerksam zu machen.
Der Lauf der Zeit will es, dass es immer schwieriger wird, Zeitzeugen für den Abend zu gewinnen, zumal eine solche Veranstaltung für die betagten Gäste zur Strapaze werden kann. In diesem Jahr wird daher wieder ein Zeitzeuge der sogenannten Zweiten Generation bei uns zu Gast sein:
Avraham Applestein wurde 1956 in Haifa, Israel geboren, wohnte einige Jahre in einem Kibbuz und bereiste später für mehrere Jahre die Welt, vor allem Asi-en, von Indien bis Japan. Er absolvierte verschiedene Ausbildungen mit dem Schwerpunkt auf körperorientierte Psychotherapien in der Schweiz. Seit über 20 Jahren lebt er in Deutschland und war lange Zeit Vorstandsmitglied der Jüdi-schen Liberalen Gemeinde in Köln.
Avis Eltern wuchsen in Polen auf und erlebten den Beginn des Krieges hautnah mit. 1942 wurden der damals 16-jährige Reuven aus Olkusz und die 14-jährige Miriam aus Suchedniów bei Kielce von den Nationalsozialisten in Konzentrati-onslager deportiert: Beide überlebten bis zum Kriegsende sechs verschiedene Lager, darunter Auschwitz-Birkenau, Bergen-Belsen und Dachau, sowie den To-desmarsch. Reuvens und Miriams gesamte engste Familie fiel dem Holocaust zum Opfer, ebenso wie nahezu alle Mitglieder ihrer erweiterten Verwandtschaft. Nach dem Krieg begegneten sich die beiden Überlebenden in einem Lager für Displaced Persons und wanderten 1948 gemeinsam nach Israel aus.
Beide gingen unterschiedlich mit den Schrecken der NS-Verfolgung um, und auch ihre Kinder fanden jeweils eigene Wege, das Trauma der Eltern zu verar-beiten.
Anlass des Gedenkabends sind Ereignisse im Jahre 1938: Ein junger, 17-jähriger polnischer Jude, dessen Eltern aus Deutschland ausgewiesen worden waren, hatte auf der deutschen Botschaft in Paris aus Rache ein Attentat auf einen jun-gen Botschaftssekretär verübt. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in-strumentalisierte das Attentat von Herschel Grynspan in einer fanatischen Rede am 9. November 1938, um gegen die angebliche „Jüdische Weltverschwörung“ den „Deutschen Volkszorn“ zu entfachen. In dieser Nacht setzten Schlägertrupps in ganz Deutschland über 1.400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräu-me in Brand.
Klemens Büsch
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