Wenn Kirche zum Esszimmer wird...

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Wenn Kirche zum Esszimmer wird...

Saulus und seine Anhänger sammeln die fast 40 Gäste ein, um sich gemeinsam auf den Weg nach Damaskus zu machen. Man kennt die Geschichte: Saulus ist ein fanatischer Christenverfolger und auf dem Weg mit seinen Fans, um Christen in Syrien aufzustöbern. Plötzlich, geblendet durch die Erscheinung Jesus sinkt Saulus nieder. Er kann nicht weiter. Eine gute Gelegenheit für seine Anhänger, erstmal ein Lager zum Rasten aufzuschlagen.

Ich sehe das Funkeln der Lichter in den Gläsern auf der unglaublich langen Tafel, die sich vor mir durch den gesamten Kirchraum erstreckt. Mit dem intensiv aromatischen Geschmack des Aperitifs nach Gewürzen und Apfel im Mund lasse ich den Raum auf mich wirken. Eine festlich geschmückte Tafel und eine stimmungsvolle Beleuchtung macht aus dem Kirchraum ein gemütliches und orientalisch anmutendes Esszimmer. Nebenan in der improvisierten Küche warten viele spannende und lecker aussehende Zutaten auf die Verarbeitung.

Gemeinsam wird in Gruppen an drei Kochinseln für Alle gekocht. Die vielen verschiedenen Gewürze der orientalischen Küche hängen in der Luft. In meiner Nase angekommen, entschleunigt es mich: Die Gäste unterhalten sich und kochen begeistert miteinander. Eine unglaubliche Geschäftigkeit macht sich breit und jeder packt mit an, egal ob fünf oder fünfundachtzig Jahre alt. Faszinierend, wie jeder seinen Platz findet und 80 Hände vollkommen unaufgeregt ein spannendes Menü zaubern und perfekt auf den Tisch bringen. Ein echter Selbstläufer. 

Später beim gemeinsamen Essen an der großen Tafel fühlt es sich so an, als ob wir uns Alle schon ewig kennen. Es gibt angeregte Gespräche und es herrscht eine herrlich harmonische Stimmung. Ich fühle mich wie zu Hause: Wir sind eine große Familie. Zwischen den fünf Gängen gibt es spannende Impulse. Durch ein Rollenspiel, einen Monolog, eine Meditation und eine Lesung lassen wir die Saulus-Bekehrung lebendig werden. Aus einem Christenverfolger wird durch die Begegnung mit dem ihm erschienenen wiederauferstandenen Jesus und die zeitweilige Erblindung ein sehr gläubiger Christ. Während er blind ist, fastet er und wird von Hananias, dem Gott erscheint, von seiner Blindheit geheilt. Er lässt sich von Hananias taufen und wird später Paulus genannt. 

Nach dem schnellen Aufräumen des Raumes für den Gottesdienst am nächsten Morgen stehe ich in der jetzt leeren Kirche und denke schon an das nächste Kochevent. Ich kann es eigentlich kaum erwarten.

von Amelie Schüttler

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